Der wahre Weihnachtsmann
Udo Lange ist ausgebildeter Sprecher und Synchronsprecher und steht auch als Film- und Bühnenschauspieler regelmäßig vor der Kamera. Sein Beruf hat viele Facetten: Lesung, Hörspiel, Werbung in Radio und Fernsehen, Dokumentation, E-Learning, Imagefilm, PR-Projekte, kurz alles, was mit dem gesprochenen Wort zu tun hat. Doch seine wahre Natur zeigt er in der Vorweihnachtszeit. Dann, wenn er sich in einer zweieinhalbstündigen Prozedur vom Auggener Bürger Udo Lange in den „Weißbärtigen“ verwandelt. Vom Bommel der roten Zipfelmütze bis zur Spitze seiner glänzenden Stiefel ist kein Zweifel möglich: Das ist er! Der wahre Weihnachts-
mann!
Man kann ihm begegnen in Kaufhäusern und Banken, auf Betriebsfeiern und Festen, er bringt Kinderaugen zum Leuchten und wischt den Stress der Erwachsenen mit seinem gütigen Wesen weg wie Schneeflocken.
„Diese Rolle war schon immer in mir drin, ich wurde sie innerlich nie los“, verrät Lange seinen Werdegang als Nikolaus.
Schon als Zehnjähriger trat er in Mamas rotem Morgenrock mit Plastikmaske auf und erheiterte seine Familie. Mangels eigenen Geldes für Geschenke verstaute er damals im Vorratskeller gefundene Konserven in seinem Sack – zum Zubinden natürlich -, um dann die Familie mit Leckereien wie Ravioli und Dosen-Ananas zu beglücken. Den roten Morgenrock gibt es immer noch, er ist inzwischen im Kostümfundus eines Festspielhauses gelandet. Das jetzige Nikolausgewand ist maßgeschneidert und mit wunderschönen (Web-)Pelzbordüren verbrämt. Die Plastikmaske ist verschwunden, aus dem weißen Bartgelocke strahlt das echte, gute Nikolausgesicht mit blitzenden Äuglein und roten Bäckchen. Seine Auftritte sind bis ins Detail ausgearbeitet, dazu gehört natürlich auch eine professionelle Ausrüstung mit Licht- und Tontechnik, Bühnenvorhang und einem wahrhaft königlichen roten Sessel mit goldenen Verzierungen. Hier thront er und erzählt weihnachtliche Geschichten, die zu Herzen gehen, wie seine Lieblingsgeschichte „Das kleine Kätzchen und der Weihnachtsmann“ von Barbara Pronnet, in der ein verstoßenes Katzenkind als blinder Passagier im Sack des Nikolaus reist und eine wunderschöne neue Heimat findet.
Für sein Video im Internet hat Udo Lange jedes Geschenk selbst verpackt, jedes individuell, jede Kleinigkeit bewusst arrangiert, den üppig geschmückten Christbaum aufgestellt, lange nach dem Riesenteddy gesucht, der aus dem Hintergrund hervorlächelt, auch eine kleine Spielzeug-Vespa gefunden, die ganz beiläufig zu seinen Füßen geparkt ist. Zehn Tage wurde an diesem Ambiente gefeilt, bis alles passte und „dieser immer frohe Herr“ sein Liedchen in die Kamera singen konnte. Auch dieses wurde in Zusammenarbeit mit einem Tonstudio, einem Komponisten und einem Arrangeur eingerichtet.
Seit 2004 hat der „Weißbärtige“ nun schon unzählige Kinder glücklich gemacht. Eine schwere Zeit war auch für ihn die Pandemie. Wenn er auftreten konnte, dann im Freien und mit einer – allerdings durchsichtigen – Maske. „Diese Zeit war eine Katastrophe für mich, sie ist jetzt – Gott sei Dank – vorbei“, seufzt er. Eins seiner schönsten Erlebnisse im Pandemiejahr 2020 war, als eine Familie ihn zu einem Auftritt vor ihrem Wohnhaus in Freiburg gebucht hatte, erzählt er. Als er seinen Sessel aufgebaut hatte und mit dem Singen begann, gingen in der ganzen Nachbarschaft die Fenster auf, die Leute zogen sich warm an und kamen herunter, um das weihnachtliche Schauspiel zwar mit Sicherheitsabstand, doch aus der Nähe zu sehen. Ein Lagerfeuer brannte und zahllose große und kleine Kinder hatten Freude an dem unverhofften Erlebnis.
In diesem Jahr ist der Weißbärtige wieder auf Tour. Nicht mit dem Rentierschlitten, sondern im Kastenwagen, in dem er alle seine Utensilien für den Auftritt verstaut hat. Mantel, Bart und Zipfelmütze behält er natürlich an, wenn er von einem Ort zum anderen fährt. Vielleicht haben Sie das Glück, dass der wahre Weihnachtsmann Ihnen an einer roten Ampel zuzwinkert? Dorothee Philipp
www.der-weissbaertige.de
Diese Rolle war schon immer in mir drin,
ich wurde sie innerlich nie los!Udo Lange